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ARNAUD SABARD
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Steven Parrino verglich einmal den Akt des Malens mit der Nekrophilie. Doch was für eine Leiche ist es, die nach dem vielbeschworenen “Tod der Malerei” zurückbleibt? Nach dem der Leinwand, des Malstoffes, des Holzes und des Aluminiums, die doch alle Materialien sind, die ihr ganz eigenes Dasein haben, ihre Werte und Schwächen? In dieser – einer rohen und unsentimentalen – physischen Realität nehme ich meine Arbeit auf. Ich mache mir die Pannen und Fehlleistungen des Materials zunutze, die dort passieren, wo die Materie auf ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten besteht und sich meinem Willen entzieht. Sie wird zum Motor des Schaffens.

Am Anfang der Reihe “se tend” steht ein Bild, dessen Keilrahmen nicht verstärkt ist. Durch die Acrylfarbe spannt sich die alte Leinwand über den Rahmen, bis sich dieser biegt und schließlich bricht. Dieses Zusammenziehen der Leinwand ist die Kraft, die in “se tend” wirkt. Das Werk erschafft sich autonom. So auch in der série L. Sie entstand aus den Gegebenheiten eines flüssigen, lichtdurchlässigen, farbigen Materials. Es floß über den Rahmen, sammelte sich in den Vertiefungen des Bildträgers und bewirkte so eine Veränderung der farblichen Intensität. Die Werke verlocken uns dazu, in die einzelnen Schichten des transparenten Stoffes einzudringen, gleichzeitig werden wir vom Glanz der reflektierenden Oberfläche des Gemäldes abgewiesen. Man hat Mühe, das Gemälde in all seinen Teilen wahrzunehmen. Die Spiegelung verweist auf unseren eigenen Umraum, sie behindert uns bei der Betrachtung und nötigt uns zu einer ständigen Veränderung des Blickwinkels. Der Betrachter erfährt das Bild in einer physischen Annäherung – von Körper zu Körper. Die Malerei verläßt die Fläche und wird zum Volumen, sie wird als Skulptur begreifbar.

Die Werke der série R unterstehen ganz klar diesem Regelwerk des dreidimensionalen Objekts. Wie schon die Arbeiten der série L werden auch sie mitunter auf den Boden oder auch in eine Ecke gestellt. Die Aluminium-Bildträger (die ich für frühere Arbeiten schon als Werkzeug benutzt hatte), in ihrer industriellen, kühlen Materialität, schneiden gleichsam durch die üppige, farbige Materie. Zu beiden Seiten dieses Schnitts wird sie in ungeordneten Wülsten aufgeworfen; auf dem Träger selbst bleibt nur eine dünne, transparente Schicht Malerei. Der Gestus ist unbeteiligt, der Farbauftrag erfolgt nicht zwangsläufig ohne jegliche Freude, so aber doch ohne den Wunsch nach persönlichem Ausdruck.

Arnaud Sabard

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Copyright: Arnaud Sabard