Pierre-Etienne Morelle ist ein in Frankreich geborener Künstler, der seit 2009 in Berlin lebt. In seinen Installationen und Performance ist er meist der Kunstschaffende, bezieht aber auch den Betrachter aktiv mit ein, ohne den die meisten Werke nicht « funktionieren » könnten. Betrachtet man dies, ist es einerseits der Vorgang, Kunst zu schaffen, den er dem Betrachter offenbart - nicht unbedingt um ein fertiges Produkt zu zeigen, sondern eher, um die verschiedenen Schritte aufzudecken, die das Werk «vollenden» oder die wiederholten Prozesse, ohne das Werk zu beenden.
Wenn das Werk aus der Sicht des Künstlers vollendet ist, ist es dies erst durch den Aspekt, das Publikum einzubeziehen: es muss über hölzerne Barrieren klettern oder seinen Weg durch eine Konstruktion aus Kautschukbändern finden. In gewisser Hinsicht bedeutet dies, dass es Grenzen überschreiten muss (innere und äussere Grenzen) um in der Aussstellung voranzuschreiten, in der Pierre-Etienne Morelles Arbeit ein Teil ist. Der Kontakt zum Werk selber, es berühren, erklimmen, unter ihm zu kriechen, es festzuhalten, damit der Künstler «weitermacht», kann ein Gefühl der Verunsicherung oder ein Zögern verursachen, auf der anderen Seite provoziert es aber auch eine Art Aufregung, reizt durch die Tatsache, einbezogen zu werden und somit Teil des Werkes zu sein, in Interaktion mit ihm zu treten. Der Besucher steht nicht nur vor dem Werk, um es zu betrachten und seine Bedeutung zu hinterfragen, er wird aufgefordert, teilzunehmen und seine eigenen inneren Grenzen zu überwinden.
Judith Wiedenhöft
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