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RÉGIS BAUDY
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Régis Baudy macht Video, um die Kraft fassen, die unentwegt an Dynamik gewinnt um nicht zum Stillstand zu kommen, die tiefer und tiefer in die Gefilde dringt, die sie erforschen will. Das besondere an dieser Kraft ist ihre bewegliche, lebendige Beharrlichkeit. Sie nimmt viele Formen an: Wiederholung (Jens), Widerstand (Rope), Auflösung (Dan), Übertreibung (Le Terrain), Konfrontation (Team). Sie öffnet einen Raum, dem sowohl die Vorstellung des Einhüllens als auch die der Überschreitung innewohnen. Doch dieser Raum will eingenommen und gefüllt sein. So zeichnen sich die Charaktere in ihn ein wie Kreise, die sich ausdehnen und überschneiden. Gesten, Handlungen, wie zerstreute Puzzleteile versammeln sie sich, verzahnen sich, ohne irgend etwas hinlänglich zu erklären. Die Bewegungen zeigen deutlich die Verwirrung der verschiedenen dokumentarischen und fiktionalen Elemente, die ein Bild aus der Realität erzeugen und prolongieren kann.

Der Raum hat den Vorzug, transparent zu sein. Man kann das Räderwerk sehen. Der Blick trifft auf keine Widerstände. Alles hält zusammen, und dennoch ist am Ende alles komplizierter. Es reicht nicht aus, sich innerhalb des Raumes wiederzufinden. Man muß hinter die augenfällige Erscheinung gehen. Man hat den Eindruck von Fluidität und findet doch strenge Strukturen. Vom Geschlossenen und Bekannten stolpert man ins Unerwartete, ins Ungewisse. Die Improvisationen der Kindheit, die Schwelle zur Adoleszenz, die Einschränkungen der Männlichkeit, die Ankerpunkte sportlicher Leistungen hören auf, als Leitsysteme zu dienen und werden Mechanismen, die zu Intrigen führen und die Sinne schärfen. Letztendlich wirkt alles unvorhersehbar. Alles, was in einem Moment passiert, scheint durch die Ereignisse, die auf ihn folgen, sichtbar zu werden. Dieser Moment bewirkt, daß Verdichtung und Ausdehnung eine Verbindung eingehen und sich gegenseitig verstärken. Zwischen Kern und Blase liegt nur eine mögliche Lösung: Die Schattierungen der Zerbrechlichkeit, die Leichtigkeit beweglich zu machen, und die Stabilität des Ausgangspunktes, aus dem alles erwachsen wird, darzutun. Aus der Eigenartigkeit dieser Allianz entsteht ein fragiles Gleichgewicht. Und dieser Moment erschauert von einer warmen Einmütigkeit, ohne Kalkül.

Was für Régis Baudy vor allem von Bedeutung ist, ist das stillschweigende Einverständnis, das dieser Moment hervorrufen und bewahren muß. Die Videoreihe strahlt das intensive, spontane Einvernehmen aus, das die „Akteure“ mit ihrem Regisseur verbindet. Zusammen verweben sie ihre Handlungsstränge. Im Kollektiv können sie ihm das geben, was ihnen individuell nicht zugänglich wäre. Die Porträts sind nicht statisch, sie halten sich nicht an einen festen Rahmen, sie gehen vielmehr weit über ihn hinaus, hinaus auf unsicheres, nicht zu fassendes Terrain, und bringen uns dazu, uns ein Bild zu machen von dem, der diese Bilder machte.

Didier Arnaudet

   
 
Copyright: Régis Baudy